Zu einem Text

... aus der Bibel.

   

"Brosamen vom Tisch", am 17. 8. 2014 gelesen in den katholischen Kirchen.

Der Text erzählt von einer Frau, die um Heilung ihres Kindes bittet, obwohl sie nicht zur Anhängerschaft Jesu zählt, eine "Heidin" ist. Als Jesus sie darauf hinweist, bittet sie "um die Brosamen vom Tisch, die auch die Hunde bekommen."

Markus 7.24-30
Das kananäische Weib
Er brach von dort auf und begab sich in das Gebiet von Tyrus [und Sidon]. Da trat er in ein Haus ein und wollte, dass niemand es erfahre; aber er konnte nicht verborgen bleiben. So bekam denn auch sogleich ein Weib von ihm Kunde, dessen Tochter einen unreinen Geist hatte, eilte herbei und fiel ihm zu Füßen. Das Weib war eine Heidin, aus Syrophönikien gebürtig. Und sie bat ihn, er möchte den Dämon austreiben aus ihrer Tochter. Doch er sprach zu ihr: "Lass zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen." Sie entgegnete ihm: "Gewiss, Herr! Doch die Hunde unter dem Tisch essen von den Brocken der Kinder." Da sprach er zu ihr: "Um dieses Wortes willen geh hin! Ausgefahren ist der Dämon aus deiner Tochter!" Und sie ging nach Hause und fand das Kind auf dem Bette liegen; der Dämon aber war ausgefahren.

Matthäus 15.21-28
Das kananäische Weib
Jesus ging von da weg und zog sich zurück in das Gebiet von Tyrus und Sidon. Und siehe, eine Kananäerin kam aus jener Gegend und rief ihm zu: "Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem bösen Geist arg gequält." Er erwiderte ihr kein Wort. Da traten seine Jünger hinzu und baten: "Schicke sie doch fort! Sie schreit ja hinter uns her." Er entgegnete: "Nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel bin ich gesandt." Sie aber kam, fiel ihm zu Füßen und sprach: "Herr, hilf mir!" Er antwortete: "Man darf doch nicht das Brot den Kindern wegnehmen und den Hunden vorwerfen." Sie entgegnete: "Gewiss, Herr! Doch die Hunde essen von den Brocken, die von dem Tische ihrer Herren fallen." Da nahm Jesus das Wort und sprach zu ihr: "Oh Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst!" Und ihre Tochter ward von derselben Stunde an gesund.

Gedanken:
Wer Texte schreibt, weiß wie schwer es ist, einen guten Vergleich zu finden. Die Gleichnisse des Neuen Testaments haben darin eine eigene Qualität. Viele Textstellen sind zu geflügelten Worten geworden. Jesus spricht zu der Frau in einem - für uns heute zunächst schockierenden - Gleichnis.

Außergewöhnliches geschieht: diese Frau versteht nicht nur, was gesagt wurde, sie antwortet auch in der Sprache des Gleichnisses. Sie erweitert das Bild. Sie fasst ihren Glauben in Worte - sie kann das! Jesus sagt: Frau, dein Glaube ist groß.

Glaube einer "Heidin"? Ohne "richtige" Kirche, ohne Rituale, ohne Weihrauch? Jesu Antwort: siehe oben.

Wer Hunger litt, wer fühlen konnte mit hungernden Wesen, kennt auch den Wert von Brosamen. Und damit den Weg zu wirklichem Reichtum. Zu Freude. Lebt.

27.8.2014, 7.3.2015